Augsburg：Der Wille zur Veränderung

Der Wille zur Veränderung

Gerne erinnern sich die Augsburger an die berühmten Söhne und Töchter der Stadt, deren Werke bis heute gegenwärtig sind. Bei einem Besuch Augsburgs kann man viele Spuren ihres Lebens entdecken.

Jakob Fugger der Reiche (1459 – 1525) Im 15. Jahrhundert befand sich Europa in großem Wandel. Mit dem Ende des Mittelalters bekamen die Wissenschaft, der Handel und die Wirtschaft immer mehr Bedeutung. Jakob Fugger, 1459 als Sohn eines Augsburger Kaufmanns geboren, wurde in dieser Zeit einer der reichsten und wichtigsten Menschen Europas. Jakob Fugger war das zehnte von elf Kindern und wurde in einem Kloster erzogen. Sein Vater starb, als Jakob noch ein Kind war. Bereits mit 14 Jahren arbeitete er für die Firma der Familie in Venedig und wurde dort ausgebildet. Zusammen mit seinen beiden älteren Brüdern leitete Jakob mit 19 Jahren das Handelsunternehmen der Familie. Nach und nach erlangte Jakob Fugger eine Monopolstellung im Kupfer- und Silberhandel. Außerdem konnten die Fugger Kredite an mächtige Personen vergeben. So bekam Jakob Fugger auch großen politischen Einfluss, indem er Kaiser Maximilian I. und später Karl V. finanziell unterstützte. Seine Kontakte reichten sogar bis in den Vatikan. Jakob Fugger machte Geldgeschäfte mit der katholischen Kirche und hatte gute Beziehungen zum Papst. In seiner Heimatstadt Augsburg ließ Jakob Fugger 1521 die Sozialsiedlung Fuggerei erbauen. Da seine Ehe kinderlos blieb, leitete nach seinem Tod sein Neffe Anton Fugger die Geschäfte der Familie. Noch heute gibt es in Augsburg ein Bankhaus, das den Namen Fugger trägt.

Elias Holl (1573 – 1646) Im 17. Jahrhundert veränderte Elias Holl das Stadtbild von Augsburg. Er war einer der großen Architekten seiner Zeit und baute während der Renaissance viele Gebäude in der Altstadt von Augsburg. Sein Stil wurde als klar, einfach und praktisch bezeichnet. Elias Holl wurde am 28. Februar 1573 in Augsburg geboren. Schon sein Vater war ein bekannter Architekt. Im Jahr 1602 wurde er zum Stadtwerkmeister von Augsburg ernannt. Sein erstes bekanntes Gebäude war das „Zeughaus" (gebaut von 1602 bis 1607). Vor allem in der heutigen „Maximilianstraße" baute er viele Gebäude, die heute charakteristisch für Augsburg sind. Sein bekanntestes Bauwerk ist das Rathaus. Durch seine Größe und Pracht beeindruckte das Gebäude schon damals. Elias Holl wurde durch den Bau berühmt und prägte das Bild der Stadt immer mehr. Manchmal arbeiteten für Elias Holl bis zu 500 Arbeiter an 14 unterschiedlichen Bauwerken. Im Jahr 1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus. Die Stadt Augsburg verlor dadurch viel Geld und konnte viele Bauprojekte nicht mehr bezahlen. Als die katholisch-kaiserlichen Truppen die Stadt zuerst 1629 und dann wieder 1635 eroberten, musste der Protestant Elias Holl sein Amt aufgeben. Danach konnte er nicht mehr als Stadtwerkmeister von Augsburg arbeiten. Er starb im Jahr 1646.

Bertolt Brecht (1898 – 1956) Bertolt Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Er war einer der einflussreichsten und wichtigsten Lyriker und Dramatiker des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Sein Werk wurde in über 50 Sprachen übersetzt. Bertolt Brecht wollte das klassische Theater verändern. Er war der Begründer des sogenannten epischen Theaters, in dem er erzählende Literatur mit Theater verband. Dabei sollten sich die Zuschauer vom Theaterstück emotional distanzieren und es kritisch betrachten, weil sie die Gesellschaft selbst beurteilen und verändern sollten. Die Illusion und die Identifikation mit den Figuren im Werk waren unerwünscht. Sehr oft veränderte Bertolt Brecht seine Werke, denn er betrachtete sie nie als abgeschlossen. Bertolt Brecht lebte mit seiner Familie in guten Verhältnissen, aber kritisierte in seinen Werken oft die bürgerliche Ordnung. Ab den zwanziger Jahren wurde Brecht vom Marxismus beeinflusst. 1933 verboten die Nationalsozialisten seine Bücher. Brecht flüchtete ins Exil nach Dänemark, Schweden und Finnland. 1941 kam er in die USA. Dort hatte er jedoch keinen Erfolg. Nach dem Krieg ging er nach Europa zurück und gründete in Ost-Berlin das Berliner Ensemble. Bertolt Brecht inszenierte viele Theaterstücke in der DDR, die aber auch in Westdeutschland zu sehen waren. Im Jahre 1956 starb Brecht. In Augsburg kann man heute noch sein Geburtshaus besuchen. Zu seinen erfolgreichsten und bekanntesten Werken zählen „Leben des Galilei", „Die Dreigroschenoper" und „Mutter Courage und ihre Kinder".

Anna Pröll (1916 – 2006) Anna Pröll war eine Widerstandskämpferin in Augsburg, die gegen das Nazi-Regime kämpfte. Schon ihre Eltern waren Gegner der Nationalsozialisten und prägten die politische Einstellung Anna Prölls. Bereits mit 15 Jahren schloss sich Anna Nolan, wie sie ursprünglich hieß, dem „Kommunistischen Jugendverband" an. Sie verteilte Flugblätter und rief zum Widerstand gegen das Nazi-Regime auf. Nach einer Razzia der Nationalsozialisten am 01. September 1933 verhaftete man die Mitglieder der Widerstandsgruppe. Anna Pröll musste für 21 Monate in das Frauengefängnis in Aichach. Anschließend kam sie ein Jahr in das Konzentrationslager Moringen. Nachdem Anna Pröll freigekommen war, überwachten die Nationalsozialisten ihren Alltag. Sie heiratete Josef Pröll, den man mehrmals verhaftete und in verschiedene Konzentrationslager brachte. Auch nach dem Krieg trat Anna Pröll für den Antifaschismus und für demokratische Werte ein. Sie wurde 2002 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und 2003 zur Ehrenbürgerin Augsburgs ernannt. Am 28. Mai 2006 starb Anna Pröll. Der Film „Anna, ich hab Angst um dich" und eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus in Augsburg-Pfersee erinnern an sie. Darauf sind ihre Worte zu lesen: „Ich möchte, dass die Kinder ohne Angst vor der Zukunft aufwachsen können. Nie mehr sollen Menschen Krieg oder Faschismus erleiden müssen."